Teil 3: Als mein Körper die Notbremse zog – und ich erkannte, dass mein Kompass ein anderer ist
- Rebekka Bachmann

- 11. Aug.
- 3 Min. Lesezeit

Ich funktionierte – mein gesamtes Leben lang. Der Leistungsdrang begann schon sehr früh. Ich erinnere mich noch daran, dass ich so ehrgeizig war, dass ich weinte, weil Schulferien anstanden. Und Leistung wurde bereits früh belohnt. Mit jeder guten Note im Zeugnis erhielt ich Geld. Ich weiss, das war grundsätzlich lieb gemeint – aber nicht sehr nützlich, weil mir das suggerierte, dass es die Leistung ist, die einen Wert (Geld) erzeugt. Also plante und leistete und kontrollierte ich mich selbst über viele Jahre hinweg. Ich war gut in dem, was ich tat – sogar sehr gut. Ich war erfolgreich, angesehen, gefragt. Dass ich dafür einen hohen Preis bezahlte, merkte ich erst, nachdem es zu spät war.
Die perfekte Anpassung
Ich hatte sehr früh gelernt, wie man sich anpasst. Mit einem Vater der eine «kurze Zündschnur» hatte, musste ich höllisch aufpassen, wie genau ich mich verhielt. Und da Gefühle bei uns Zuhause nicht sehr willkommen waren, lernte ich stark zu werden. Als «starkes Mädchen» gehörte ich besser dazu, als wenn ich traurig war. Und so war Leistung ein willkommenes Feld, um mich selbst als wertvoll zu definieren.
Hinter meiner disziplinierten Fassade, die ich über Jahre aufrecht hielt, war ich innerlich zunehmend leer. Ich hatte den Kontakt zu mir selbst verloren – zu meiner Intuition, meiner Weichheit, meiner Körperintelligenz. Zu meiner «Womanhood». Ich traf immer schlechtere Entscheidungen, verfiel immer mehr in Mangel und mein Leben wurde eng.
Der Moment, in dem nichts mehr ging
Und dann, eines Tages, zog mein Körper völlig unvorbereitet die Notbremse. Es fühlte sich an, als wäre ich ungebremst in eine Wand gedonnert. Ich erinnere mich noch genau an diesen Moment. Es passierte unmittelbar nach der Rückkehr von einer traumhaften Rundreise in den USA. Mein Körpersystem streikte urplötzlich und ich brach innerlich einfach zusammen. Apathisch und innerlich völlig leer, sass ich auf einem Stuhl – «rien ne va plus».
Auf den Hinweis meines damaligen Lebenspartners, er habe den Verdacht dass ich eine Depression hätte und dass ich einen Therapeuten aufsuchen solle, versuchte ich noch Widerstand zu leisten. «Ich und Depression! Ha, sicher nicht. Wenn jemand eine Depression hat, dann ganz sicher nicht ich!» Doch meine Energie reichte nicht mehr aus für weiteren Widerstand. Ich kapitulierte. Und das war gut so. Denn mein gesamte Leben, so schien es, war ein einziger Scherbenhaufen. Ich konnte nichts mehr tun. Keinen Plan mehr schmieden. Kein Projekt mehr umsetzen. Es gab kein «Ich muss noch». Nur noch: Stillstand.
Die goldenen Bruchlinien
Dieser Stillstand brachte auch Stille mit sich. Endlich gab mein Kopf Ruhe! Was das für eine Wohltat sein kann, spürte ich damals zum ersten Mal. Und irgendwann erkannte ich: Diese Scherben sind kein Ende – sie sind der Anfang von etwas Neuem. Wie in der japanischen Kunstform Kintsugi. Dort wird zerbrochene Keramik nicht weg geworfen, sondern mit goldener Kittmasse repariert. Ich erkannte, ich muss meine Scherben und Bruchstellen nicht verstecken – ich darf sie betonen, würdigen, veredeln.
Die Erinnerung und die Rückkehr zu mir
Ich hatte viele Jahre ein Spiel gespielt, das nie meines war. Und offenbar brauchte es diesen Aufprall, der mich zurück zu mir selbst warf. Und gerade weil ich schachmatt gesetzt war und es still wurde, konnte ich nichts anderes mehr tun als lauschen. Auf meine eigene innere Stimme, die schon immer mein wahrer Kompass war. Ich hatte ihn bloss vergessen. Ich empfing wieder Impulse – und einer davon klopfte leise an mit der Frage: «Wer bist du in Wahrheit, lange bevor dir die Welt sagte, wer du zu sein hast?» Und damit kam die Erinnerung zurück:
Ich bin nicht nur Verstand. Nicht nur Wille. Nicht nur Disziplin.
Sondern auch: Empfang. Verbundenheit. Spüren. Sein.
Morgen erzähle ich dir, wie diese Erinnerung der Beginn eines neuen Wirkens wurde...
Und was das mit dem Thema «Frauen in der Führung» zu tun hat.
Hast du etwas Ähnliches erlebt? Einen Moment, in dem dein System «nein» gesagt hat –obwohl dein Kopf noch «ja» wollte? Lass uns ehrlich darüber sprechen.
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