Vom Funktionieren zum Wirken: Was ein neues ökonomisches Verständnis wirklich bedeutet
- Rebekka Bachmann

- vor 15 Minuten
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Die alte Welt wankt – und das ist gut so
Wenn ich mich umhöre – in meinem Freundeskreis, bei Kolleg:innen, in Gesprächen mit Menschen aus unterschiedlichsten Lebensbereichen – dann spüre ich eine kollektive Frustration. Eine latente Überforderung, ein stilles «Es kann so nicht weitergehen.»
Und wenn wir auf die grosse Bühne blicken, politisch wie wirtschaftlich, erleben wir Entscheidungen, die oft wie Wiederholungen alter Muster wirken. Als würden wir versuchen, die Probleme von heute mit den Lösungen von gestern zu beheben.
Doch genau hier liegt eine Einladung: Disruption ist nichts Schlechtes. Wandel ist kein Feind. Was wir als Instabilität wahrnehmen, ist oft ein Aufruf zur Erneuerung. Wenn wir nicht gegen die Veränderung kämpfen, sondern beginnen hinzuhören, entsteht eine neue Qualität. Wir sparen Energie, schonen Ressourcen – und treffen bessere Entscheidungen.
Veränderung war nie gegen uns. Sie war immer für uns. Sie ist Leben.
Eine hilfreiche Landkarte, um diesen Wandel zu verstehen, ist das Modell der sogenannten Taylor-Wanne. Sie zeigt uns nicht nur, woher wir kommen – sondern auch, warum unsere bisherigen Antworten auf die Herausforderungen der Gegenwart oft nicht mehr greifen.
Die Taylor-Wanne als Spiegel einer Übergangszeit
Die Taylor-Wanne beschreibt sehr deutlich, wie sich Wirtschaft und Arbeit über die Jahrhunderte entwickelt haben: Vom Menschen als verlängerter Arm der Maschine – hin zu einer Phase, in der Komplexität, Individualität und Kreativität nicht mehr ausgelagert werden können.
Frederick Taylor prägte Anfang des 20. Jahrhunderts das Prinzip des «Scientific Management». Der Mensch wurde darin als austauschbarer Funktionskörper betrachtet, dessen Aufgabe es war, eine klar definierte, wiederholbare Tätigkeit möglichst effizient zu erledigen. In einer Welt der Fliessbänder, Standardisierung und Massenproduktion war das ein logischer, wenn auch reduzierender Blick.
Aus dieser Ära stammen viele unserer heutigen Grundmuster: Kontrolle als Sicherheitsgarant, Hierarchien als Stabilitätsstruktur, Druck als Leistungsantrieb. Doch was damals in einer berechenbaren Umwelt funktionierte, erzeugt heute Blockaden.
Denn die Welt hat sich verändert: Wir leben in einer Übergangszeit von der linearen zur komplexen Wirtschaft. Von der Berechenbarkeit zur Unsicherheit. Von standardisierten Prozessen zur Notwendigkeit von Anpassung, Kreativität und Resonanz.
Was die Taylor-Wanne zeigt: Wir sind wieder an einem Punkt angekommen, an dem der Mensch im Zentrum steht – aber nicht mehr als Maschine, sondern als ganzer Mensch. Mit Intuition, emotionaler Intelligenz, Fühlungsvermögen und dem Potenzial, aus Kohärenz heraus zu führen.
Das klassische Denken in Kontrolle, Hierarchie und Optimierung stösst dabei an seine Grenzen. Die Anforderungen haben sich verändert – doch viele Führungsstile und Wirtschaftsmodelle greifen noch nach alten Werkzeugen, die für die neue Zeit nicht mehr passen.
Was «neues ökonomisches Verständnis» bedeutet
Wenn ich von einem neuen ökonomischen Verständnis spreche, meine ich nicht ein neues Finanzmodell oder eine innovative Managementmethode. Ich spreche von einer grundlegenden inneren Bewegung:
Weg vom Funktionieren – hin zum Wirken.
Weg von linearer Zielorientierung – hin zu kohärenter Führung.
Weg von Kontrolle – hin zu innerer Klarheit.
Kern dieses Wandels ist das Prinzip der Kohärenz. Biologisch bedeutet Kohärenz, dass Herz, Gehirn und Nervensystem in einen Zustand der Synchronisation treten. In diesem Zustand werden Stresshormone reduziert, kreative Zentren im Gehirn aktiviert und das gesamte System arbeitet effizienter, gesünder und fokussierter.
Kohärenz ist aber nicht nur ein neurobiologisches Phänomen – sie ist ein Schlüsselprinzip für zukunftsfähige Führung. Denn wer kohärent ist, fällt keine Entscheidungen aus Angst oder Reflex, sondern aus innerer Stimmigkeit. Wer kohärent ist, hat Zugang zur Intuition. Und wer kohärent ist, kann Wandel nicht nur managen, sondern wirklich gestalten.
Aus Sicht der Quantenphysik könnte man sagen: In Kohärenz kollabiert das Potenzial nicht mehr auf Basis von Vergangenheit, sondern auf Grundlage einer offenen Zukunft. Wir greifen nicht länger unbewusst auf alte Muster zurück, sondern lassen neue Wirklichkeiten entstehen. Führung wird damit zu einem Akt des bewussten, präsenten Miterschaffens.
Deshalb bedeutet ein neues ökonomisches Verständnis nicht weniger Leistung – sondern tiefere Wirksamkeit. Nicht weniger Verantwortung – sondern bewusstere. Nicht weniger Zielorientierung – sondern eine, die aus innerem Sinn gespeist wird.
Es bedeutet, Führung neu zu denken. Entscheidungen nicht nur aus dem Verstand zu treffen, sondern aus einer Verbindung von Hirn, Herz und Hand. Denken, fühlen und handeln als Einheit. Genau das, was z.B. die Kohärenzforschung (u.a. Dr. Joe Dispenza) beschreibt – und was ich in meiner Arbeit weiterführe.
Warum Unternehmen davon profitieren
Führung, die sich an dieser neuen Innerlichkeit orientiert, bringt nicht nur mehr Menschlichkeit – sie bringt auch mehr Klarheit, Wirksamkeit und Wettbewerbsfähigkeit.
Unternehmen, die diesen Weg gehen:
erleben weniger Stress und eine resilientere Kultur
ziehen genau die Talente an, die für die neue Zeit gebraucht werden
treffen bessere Entscheidungen in unsicheren Zeiten
werden attraktiver – für Mitarbeitende, Kunden und Partner
Denn wenn wir weiter wachsen wollen, brauchen wir tiefere Wurzeln. Wachstum ist nicht das Problem – aber es braucht Nährung: Bewusstsein, Verbindung, Sinn. Wer immer nur schneller, grösser, effizienter will, ohne Zugabe von frischem Wasser, Licht und einem gesunden Boden, wird irgendwann austrocknen. Die Wirtschaft der Zukunft wird nicht durch mehr Druck gedeihen – sondern durch mehr Tiefe und Stabilität.
Schluss: Der Wandel beginnt im Nervensystem, nicht in der Bilanz
Wir stehen an einer Schwelle. Nicht nur ökonomisch, sondern menschlich. Die Führung der Zukunft wird nicht allein aus Strategien bestehen, sondern aus innerer Haltung. Aus Bewusstsein. Aus der Fähigkeit, sich selbst zu spüren und daraus zu führen.
Das ist kein Luxus, kein spirituelles Blabla – es ist ökonomische Notwendigkeit. Denn Klarheit im Innern wird zu Klarheit im Aussen. Und wer sich selbst nicht mehr verliert, verliert auch andere nicht.
Wenn du diesen Ruf spürst, bist du nicht allein. Dann hast du bereits begonnen, nicht mehr nur zu funktionieren – sondern zu wirken.
Und vielleicht ist genau das die eigentliche Innovation dieser Zeit: Nicht neue Tools. Sondern ein neues Selbstverständnis von Führung. Von Menschlichkeit als strategischer Vorteil. Von Tiefe als Zukunftskompetenz.
Von dir.




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