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Teil 4: Die Erinnerung an Ganzheit

Aktualisiert: 23. Aug.


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Nach der Krise kam nicht sofort der Neuanfang. Es kam erst einmal: Leere. Ich wusste, was nicht mehr ging – aber ich hatte noch keine Ahnung, wie es stattdessen gehen sollte. Und genau dort, in diesem Vakuum, begann eine zarte Erinnerung. An das, was ich in Wahrheit bin – bevor ich begann, mich nur über Leistung zu definieren. An das, was wir alle sind: nicht nur Wille, Verstand und Disziplin. Sondern auch Intuition, Körperintelligenz, Empfang.

Mit kleinen Schritten lernte ich, mir immer mehr Raum zu geben. Nicht nur in meinem Kalender, sondern vor allem Raum in mir selbst. Ich spürte plötzlich, dass mir Sport keine Erholung schenkte, sondern mich nur weiter in Stress versetzte. Und so entdeckte ich Meditation – und über sie die Verbindung zu mir selbst.


Hier begann die Erinnerung. An etwas, das ich längst kannte aber seit Jahrzenten nicht mehr richtig spürte: meine Essenz. Durch Bewusstseinsarbeit lernte ich, dass es viele Stimmen in mir gab. Einige waren da, die mich klein hielten. Die, die sagten, wie ich zu sein hätte. Und dann eines Tages – hinter all diesem Wirrwarr – hörte ich sie wieder: Meine eigene Stimme. Klar. Nährend. Wahr. Und sie flüsterte: «Es gibt einen Weg, der dich dorthin bringt, wo du hinwillst – und es ist dein ganz eigener.»


Vom «Ich muss» ins «Ich erlaube mir»

Jeder Mensch funktioniert auf seine ganz eigene Weise. Und ja – Männer und Frauen ticken unterschiedlich. Genauso wie sich männliche und weibliche Qualitäten voneinander unterscheiden. Jeder Mensch vereint beide Prinzipien in sich – individuell ausgeprägt, ganz persönlich. Doch wenn wir durch Prägungen bestimmte Qualitäten in uns abwerten oder unterdrücken, weil wir glauben, sie seien «falsch» – dann beschneiden wir unser natürliches Potenzial.


In meinem Fall war das Weibliche das «Falsche». Ich hatte gelernt, dass es nichts wert sei. Und so beschnitt ich mich gleich doppelt: Ich bin Frau – und ich trug diese weiblichen Qualitäten tief in mir. Ich hatte sie einfach verdrängt. So fehlte es mir an Balance. An Ganzheit. An mir selbst.


Warum ich ausgebrannt bin? Weil ich fast mein ganzes Leben im männlichen Prinzip gelebt habe.

Um das zu verdeutlichen:

  • Das männliche Prinzip folgt der Abfolge: Tun – Haben – Sein.

  • Das weibliche Prinzip dagegen lebt: Sein – Tun – Haben.


Während das männliche Prinzip im Handeln beginnt, beginnt das Weibliche im Sein. Als Frau versuchte ich, über Jahrzehnte hinweg männlich zu funktionieren. Und das hat mich – auf Dauer – erschöpft. Weil es meiner Natur widersprach.


Diese Erkenntnis war ein echter Paradigmenwechsel. Ein Brainf**k. Denn was ich über 40 Jahre lang perfektioniert hatte, durfte ich neu verkabeln. Und genau darin begann mein neues Wirken:

👉 Nicht länger von «Leisten-müssen» angetrieben.

👉 Sondern von «aus-dem-Sein-empfangen» getragen.


Weiblichkeit in ihrer wahren Kraft

Endlich begriff ich: Weiblichkeit ist nicht das Gegenteil von Stärke. Sie ist eine andere Form von Stärke, die nicht über Anstrengung entsteht – sondern über Verbindung. Sie wirkt nicht durch Lautstärke, sondern durch Präsenz. Nicht durch Kontrolle, sondern durch das Vertrauen im Fluss des Lebens sicher zu sein. Ich habe gelernt: Es braucht nicht mehr «Power» – es braucht mehr Ganzheit. Denn nur wenn alle Qualitäten in uns Raum haben – die strukturierenden und die empfangenden – kann etwas wirklich Neues entstehen.


Weiblichkeit ist nicht rosa. Nicht weichgespült. Nicht romantisiert. Sie ist zyklisch. Empfänglich. Magnetisch. Sie schöpft nicht aus Leistung – sondern aus einem Moment der Stille und Verbindung. Und sie erinnert uns an eine Wahrheit, die in vielen Führungsetagen längst verdrängt wurde – obwohl sie dort am meisten gebraucht wird.


Morgen kehren wir zurück in den Business-Kontext:

Was bedeutet diese innere Balance für Organisationen? Wie verändert sich Führung, wenn das Weibliche mit am Tisch sitzt – nicht nur als Rolle, sondern als Qualität? Und warum geht es dabei nicht nur um Frauen – sondern um ein neues Verständnis von Leadership?


Welche Anteile in dir wünschen sich mehr Raum? Ich freue mich auf deinen Kommentar oder deine Nachricht.



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