Teil 1: Die Monster sind erwachsen geworden
- Rebekka Bachmann

- 23. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Aug.

👉 Dies ist Teil 1 einer 4-teiligen Serie. Wenn du lieber alles am Stück lesen möchtest, findest du hier den vollständigen Langartikel als PDF: «Warum das «Warum» dich nicht weiterbringt.»
Erinnerst du dich? Hattest du früher als Kind auch Angst vor den Monstern unter deinem Bett? Ich erinnere mich sehr gut an diese Momente, wenn es Zeit war, schlafen zu gehen. Ich hatte eine riesige Angst vor Hexen. Sie waren für mich die grossen Monster, die unter meinem Bett hausten und nur darauf warteten, bis meine Mutter nach der Gute-Nacht-Geschichte mein Zimmer verliess.
Und heute? Heute sind die Monster erwachsen geworden – und umgezogen. Nämlich von unter meinem Bett in meinen Briefkasten. Sie heissen «Rechnungen» oder «darüber-will-ich-gar-nicht-reden». Sie kommen allesamt in rechteckiger Form daher und verstecken sich, in weisser, grauer oder beiger Farbe, zwischen Werbung und Tageszeitungen.
Und ja, sie haben Macht. Mein Körper kennt das Spiel: Herzrasen, Atemnot, manchmal beinahe Atemstillstand. Mein Nervensystem schaltet als Sofortmassnahme in den Überlebensmodus «Freeze». Im schlimmsten Fall dissoziiere ich komplett. Adios! Wenn ich dann langsam zurückkehre, dreht sich die immer gleiche Frage in meinem Kopf: «Warum in aller Welt habe ich so eine Angst vor diesem blöden, vermaledeiten Briefkasten?»
Mein Verstand weiss natürlich: Der Briefkasten springt mich nicht an, er würgt mich nicht zu Tode und er zieht mich auch nicht in den Höllenschlund, den ich mir zu meinen Füssen obendrauf auch noch einbilde (ich habe ein echtes Talent in Bezug auf Kopfkino🍿😂!). Und doch hat all dieses Wissen jahrelang nichts verändert an meinem Zustand.
Jetzt magst du vielleicht sagen, ich kenne keine Monster im Briefkasten. Vielleicht sind sie bei dir ja hierhin umgezogen?
Posteingang: 200+ ungelesene E-Mails, der rote Punkt am Bildschirm – ein moderner Horrorfilm.
Handy-Klingeln: ein Anruf vom Chef, von einer unbekannten Nummer oder von der Bank.
Meetings: der übervolle Outlook-Kalender, die nächste Deadline, die Einladung zu einem «kurzen Gespräch».
Kontostand: das Login ins E-Banking, die Zahl, die da wartet – Gänsehaut.
Spiegel: wenn du dir selbst nicht genügst.
Oder sie tauchen anders auf: Als der eine Satz vom Partner, die enttäuschte Miene deiner Mutter, der erwartungsvolle Blick deines Kindes, der kritische Kommentar auf Social Media, der Stapel unerledigter Aufgaben, die ewige To-Do-Liste und das ständige «ich sollte, ich müsste» im Hinterkopf.
Die Monster haben viele Gesichter. Doch sie alle tun dasselbe: Sie setzen unser Nervensystem in Alarm – als wären wir in Lebensgefahr, weil ein Säbelzahntiger um uns herum schleicht.
👉 Doch warum geraten wir überhaupt immer wieder in diesen Alarmzustand – obwohl keine echten Monster da sind? Genau darum geht es im zweiten Teil.




Kommentare