Teil 2: Die Falle des endlosen «Warum»
- Rebekka Bachmann

- 23. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Aug.

👉 Dies ist Teil 2 einer 4-teiligen Serie. Wenn du lieber alles am Stück lesen möchtest, findest du hier den vollständigen Langartikel als PDF: «Warum das «Warum» dich nicht weiterbringt.»
Die Falle des endlosen «Grabens»
Zurück zu dieser einen Frage «Warum». Ich stellte sie mir in den vergangenen Jahren nicht nur einmal, sondern tausende Male. Nicht aus Mangel an Kompetenz sondern aus Mangel an Alternativen. Sie wurde mir weder in Coachings, noch in Therapien, Beratungen oder in spirituellen Räumen beantwortet. Das einzige, was durch die Fragestellung geschah, war ein erneutes Eintauchten in die Vergangenheit – anstatt in die Lösung. Das Loch wurde grösser und tiefer, die heiss ersehnte Lösung rutschte in unerreichbare Weite.
Ich suchte Gründe in meiner Kindheit, bei meinen Eltern, in Traumata (die ja zu genüge vorhanden sind), im Seelenplan oder gar in vergangenen Leben. Und ja, ich fand dutzende Erklärungen, sie klangen auch allesamt gut, verständlich und logisch. Nur eben machte mich keine Erklärung im Alltag freier oder handlungsfähiger.
Ich blieb nicht nur stecken, ich versank auch immer mehr in destruktiven Verhaltensweisen, die nur noch mehr Monster mitbrachten. Und eines Tages begegnete ich dem Monster, das mir weismachen wollte: «Wahrscheinlich bin ich einfach zu kaputt. Vielleicht war es bei mir einfach besonders schlimm. Sonst würde ich doch nicht immer noch hier stehen.»
Interessanterweise lernte ich viele Jahre später in meinen eigenen Coachingausbildungen, dass wir den Klienten nur genau so lange nach den Prägungen fragen, bis die Situation klar umrissen ist. Und dann wenden wir uns dem Wunsch-Zustand zu. Und doch gelang es mir bei mir selbst nicht. Ich bohrte aufgrund von mangelnden Alternativen einfach immer weiter und fand neuen Ballast. Ich blieb im Schmerz stecken, weil ich glaubte dass ich meinen Weg in die Freiheit finden würde, wenn ich noch mehr analysierte und «flickte». Und genau das ist die Falle. Die Falle der «Selbstoptimierung».
Ein persönlicher Stolperstein
Ich erinnere mich noch gut an die Worte der Mutter meines damaligen Freundes: «Du musst endlich die Vergangenheit loslassen.» Ich wusste, sie hatte recht – und doch kam es bei mir nicht an. Denn ich verstand nicht, wie genau ich eigentlich an der Vergangenheit festhielt. Ich war nur frustriert. Ich hätte gekonnt – die Kompetenz war da – aber ich wusste nicht wie.
Erst Jahre später, durch meine Mentorin Michèle, verstand ich den wahren Knackpunkt: Solange ich den Schmerz einfach nur «weghaben» wollte, blieb ich im Modus «weg von». Ich drehte mich um das, was ich nicht wollte. Doch Ganzwerdung geschieht anders: indem wir das annehmen, was ist – es ehren, wertschätzen und integrieren – und dann bewusst «hin zu» etwas Neuem gehen.
Das Problem ist: Dieses «Wie» bringt uns kaum jemand bei. Weder die klassische Psychologie, die oft im Analysieren stecken bleibt. Noch die ego-zentrierte Spiritualität, die uns gerne ein Leben ohne Widerstände verkauft. Doch die Wahrheit ist: Auf dieser Erde gibt es keinen Erfolg, kein Glück, keine Liebe ohne Widerstände. Es ist immer die Art und Weise, wie wir diesen Widerständen begegnen, die den Unterschied macht.
👉 Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn selbst wenn wir die Prägungen erkannt haben, bleibt ein Stolperstein: unser Nervensystem. Und genau darum geht es im dritten Teil.




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