Wenn Tun wieder aus dem Sein kommt
- Rebekka Bachmann

- 8. Nov.
- 3 Min. Lesezeit

Wie wir den Unterschied zwischen Druck und Bewegung erkennen
Lange dachte ich, meine Baustellen würden verschwinden, wenn ich sie endlich «in den Griff bekomme». Wenn ich sie analysiere, ordne, bearbeite – so wie man eine Wohnung putzt, bis wieder alles glänzt.
Doch das Leben ist kein statischer Raum. Es ist Bewegung. Und Baustellen sind keine Fehler im System, sondern Hinweise darauf, wo die Energie stockt.
Ich habe in den letzten Wochen erlebt, was passiert, wenn ich mich bewege – nicht, um etwas zu fixen, sondern weil etwas in mir will. Als ich meine Wahrheit über Geld und Sichtbarkeit teilte, als ich jemandem eine Entscheidung mitteilte, als ich einfach tat, was sich ehrlich anfühlte, da passierte etwas in mir: Ich kam wieder in Fluss. Nicht, weil ich plötzlich alle Antworten hatte, sondern weil ich aufhörte, mich selbst zu stoppen.
Das falsche Tun – und warum es so vertraut ist
Das Tun aus Druck fühlt sich an wie ein zu enger Schuh. Du läufst, aber jeder Schritt tut weh. Du tust, um zu genügen, um mitzuhalten, um das unangenehme Gefühl des Stillstands zu vermeiden. Dein Körper zieht sich zusammen, dein Atem wird flach, dein Herz klopft zu schnell. Es ist Tun aus Angst, nicht zu genügen. Und doch nennen wir es Produktivität.
Warum Motivation nicht reicht
Ich habe früher geglaubt, dass mir nur die richtige Motivation fehlt. Dass ich mich mit genug Disziplin, Zielbildern und To-do-Listen wieder antreiben kann. Doch Motivation, die auf Druck aufbaut, wirkt nur so lange, bis der innere Widerstand zurückschlägt.
Wahre Bewegung entsteht nicht, weil wir uns überreden – sondern weil etwas in uns bereit ist, sich zu bewegen. Erst wenn das «Ich muss…(wegen den Anderen, wegen dem Aussen)» in ein leises «Ich will… (wegen mir selbst und für das Leben, das ich mir wünsche)» kippt, beginnt das Leben wieder zu fliessen. Motivation ist dann keine Technik mehr, sondern ein natürlicher Ausdruck von Verbundenheit mit dem, was wirklich Sinn macht.
Das richtige Tun – und warum es so leicht wirkt
Dann gibt es das andere Tun. Das, das von innen kommt. Kein Plan, keine Strategie, sondern ein Impuls, der sich warm und klar anfühlt. Wenn ich in diesem Tun bin, dehnt sich mein Körper aus. Ich atme tiefer. Ich spüre wieder Freude – nicht Euphorie, sondern stille Freude.
Dieses Tun hat nichts mit Disziplin zu tun und alles mit Einverständnis. Ich bin nicht länger gegen mich, sondern mit mir.
Und das Verrückte ist: Sobald ich mich bewege, klärt sich alles andere fast von selbst. Die Angst verliert ihre Stimme, der Kopf wird leiser, und ich beginne, mir wieder zu vertrauen.
Der Körper als Kompass
Mein Körper weiss, wann es das richtige Tun ist. Er öffnet sich. Er atmet auf. Er entspannt sich selbst dann, wenn die Situation im Aussen noch unklar ist.
Früher hielt ich das für Zufall. Heute weiss ich: Das ist meine innere Navigation. Sie war nie weg – sie war nur überlagert vom Lärm der alten Muster.
Wenn Bewegung heilt
Richtiges Tun kommt nicht aus dem Kopf, sondern aus der leisen Bewegung des Lebens in uns. Es braucht keine Beweise, keine Sicherheit, keine Garantie. Nur das Vertrauen, dass der nächste Schritt sichtbar wird, wenn wir ihn gehen.
Ich weiss heute: Meine Baustellen lösen sich nicht, wenn ich sie bekämpfe. Sie lösen sich, wenn ich mich bewege. Echt. Langsam. Von innen nach aussen.
Eine Einladung
Wann hast du dich das letzte Mal bewegt, nicht, weil du musstest – sondern weil etwas in dir wollte? Vielleicht ist es Zeit, diesem Impuls zu vertrauen.Denn manchmal beginnt Heilung nicht mit Stillstand, sondern mit einem ersten, ehrlichen Schritt.
Und vielleicht bringt es kein Satz schöner auf den Punkt als dieser:
«Wenn ich nur darf, wenn ich soll, aber nie kann, wenn ich will, dann kann ich auch nicht, wenn ich muss. Wenn ich aber darf, wenn ich will, dann mag ich auch, wenn ich soll – und dann kann ich auch, wenn ich muss. Denn: Die, die können sollen, müssen auch wollen dürfen.»
frei nach Johannes Conrad




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